Während des Corona-Lockdowns finden viele Menschen Zeit für Dinge, um die sie sich sonst vielleicht nicht kurzfristig kümmern könnten. Wir haben die Freizeit genutzt, um die Geschichte unserer ersten Tragkraftspritze zu recherchieren und zusammenzufassen.
Unsere alte Flader-Pumpe wurde nach über 25 Jahren Standzeit „wiederbelebt“ und pünktlich zum Jubiläum 825 Jahre Wolfenhausen beim Spritzenhausfest 2019 angeworfen. Wir erzählen die Geschichte „vom Flader“.
Im Jahre 1934 schafften unsere Feuerwehrleute der ersten Stunde aus eigenen Mitteln eine motorbetriebene Tragkraftspritze der Firma Flader Jöhstadt an. Es handelte sich um eine Flader TS4 mit einem Nennförderstrom von 400 Litern pro Minute. Sie war ca. 30 Jahre im Einsatz, bis sie durch eine stärkere TS8 ersetzt wurde.
Über die Jahre blieb die Flader im Besitz unserer Wehr und wurde sporadisch für verschiedene Zwecke eingesetzt, bis in den 80er Jahren jemand vergaß, das Kühlwasser abzulassen. Im Winter führte dies zu einem Frostschaden und der Zylinderkopf wurde von den Kühlkanälen nach außen schwer beschädigt. Die Teile wurden irgendwann wieder zusammengeschweißt und unsere Pumpe wurde jahrzehntelang nicht mehr angeworfen.
Im Juli 2016 fassten Niklas Schwenzer und Andree Messinger den Entschluss, dass der Zweitakter wieder laufen sollte. Also machten sich der Ingenieurstudent und der Handwerks-Azubi ans Werk – und die Arbeit nahm ihren Lauf. Pumpe und Motor waren nämlich nicht mehr schön anzusehen.
Nach der ersten Bestandsaufnahme stellten wir fest, dass der Benzinhahn fehlte und der Zylinderkopf zwar geschweißt, aber nicht geplant wurde. Dass rein optisch viel zu tun war, versteht sich von selbst. Wir bekamen mit dem Anwurfhebel immerhin kräftige Zündfunken und Vergaser und Auspuff schienen die Zeit ganz gut überstanden zu haben.
Schließlich haben wir in einer Anzeige einen originalen DKW-Benzinhahn gefunden und der Zylinderkopf wurde auf einer Schleifmaschine fachmännisch geplant.
Die Kühlkanäle des Motorblocks waren über die Jahre durch Wasser aus Bächen und Teichen stark verdreckt. Um alle Kanäle und Öffnungen frei zu bekommen
, wurden auch diese entsprechend gereinigt.
Einige Teile waren leider schon so fortgeschritten verdreckt, dass ein zerstörungsfreies Lösen der Schrauben nicht mehr möglich war. Das Ausbohren der abgerissenen Schrauben war unumgänglich.
Nachdem auch noch ein Gewindebohrer für die vor dem Krieg gebräuchlichen M7-Schrauben organisiert war, wurde mit dem Motorblock das nächste Teil montagefertig.
Kurz vor dem Spritzenhausfest 2019 haben wir in einer Nachtschicht den Motor wieder zusammengesetzt. Der erste Startversuch rückte näher.
Als schließlich noch der gespülte Tank und die neuen Dichtungen ihren Platz fanden, war es endlich geschafft. Und der Probelauf am 15. Juni 2019 war erfolgreich.
Einen Tag später, beim Spritzenhausfest, wurde die Flader zusammen mit der historischen Holzschiebeleiter der Gemeinde Wolfenhausen und dem Fernsehfilm von der Katastrophenschutzübung 1959 präsentiert. Unser Beitrag zu 825 Jahre Wolfenhausen war gelungen.